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12 Künste. 12 Monate / ERÖFFNUNG / 
UDO KALLER "Heimspiel:Mark" mit Laudator Wolfgang Schmieg / 04.09.25

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UDO KALLER

Akademischer Kunstmaler, Meisterschüler

"Meine Bilder sind konstruierte Geschichten, die formal und farblich eine eigene Intention und Harmonie besitzen. In den Kompositionen ist jeder Zufall ausgeschlossen. Bildmotive, Beobachtungen, Reiseerlebnisse benutze und filtriere ich, um mit den verbleibenden Eindrücken eine Bildgestaltung zu beginnen."

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 3-4 FRAGEN von Wolfgang Schmieg

 

Eröffnung für UDO KALLER von WOLFGANG SCHMIEG 
(kunstbegeisterter Mensch, Autor, ehemaliger
Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten NN)

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Von Vögeln, wie sie hier die Wände zieren, wird in meiner Einführung nicht die Rede sein. Wohl aber von Bergen und Künstlern. Und ich nutze die Gelegenheit, um ein paar Fragen an Udo Kaller loszuwerden, die alle interessieren dürften.
 
Udo und ich sind uns in den 90er Jahren zum ersten Mal begegnet. Seither hatten wir beim Wandern, bei einem Glas Bier oder Wein Gelegenheit, über Kunst, Gott und die Welt zu reden. Ich profitierte von Udos Polnischkenntnissen. Er brachte mir bei, Namen wie Karol Wojtyla und Zloty auszusprechen. Das soll Ihnen zeigen: Udo Kaller ist mir vertraut; und doch er überrascht mich immer wieder aufs Neue. Von seinen Majolika-Arbeiten wusste ich bisher nichts. Und dass es eine Zeit gab, in der er Plastiken, wie die von seinem Sohn Mark, geformt hat, erfuhr ich erst kurz vor der Ausstellung.

 

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"Wieviele Bilder hast Du gemalt?"

Ich kenne keinen Künstler, dessen Œuvre so umfangreich und vielfältig ist. Die Werke sind nicht nur in Deutschland und Europa verbreitet. Sein Themenspektrum reicht von Porträts, fotorealistischen Motiven über stilisierte oder auf ihre Grundformen reduzierte Landschaften, Gebäude und Alltagsgegenstände bis hin zu seriellen Rastergemälden und sehr grafisch strukturierten Bildern.
 
Zu seinen eindrucksvollsten Serien gehören für mich die japanischen Zyklen: Interpretationen von Hiroshiges Hundert Ansichten und seine Deutungen zu Hokusais Motiven rund um den gigantischen Vulkankegel Fujiyama. Auf 70 Bildern habe ich den Fuji, seinen künstlerischen Sehnsuchtsberg, entdeckt.
 
Wer in Dein Atelier in der Steinstraße kommt, betritt einen aufgeräumten, geordneten Raum. Du weißt, in welcher Schublade welche Drucke lagern und wo welche Gemälde stehen. Sicher könntest Du mir sofort sagen, wie viele Bilder Du bisher gemalt hast?

 

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"Was fasziniert Dich an Grautönen?"

Ich lese derzeit Peter Sloterdijks "Wer noch kein Grau gedacht". Der Titel ist eine Paraphrase auf eine seltsame Äußerung des französischen Malers Paul Cézanne. In seine Gesprächen mit Joachim Gasquet formulierte er diesen Satz: „Der Feind aller Malerei ist das Grau, sagt Delacroix. Nein, man ist kein Maler, solange man nicht ein Grau gemalt hat.“

Cézanne spricht hier nicht von der Grisaille-Malerei der alten Meister. Was ihn beschäftigte, waren die Felswände der Montagne Sainte-Victoire, einem schroffen Massiv bei Aix-en-Provence. Der Berg wurde für ihn zur Obsession. Immer wieder baute er seine Staffelei vor ihm auf und malte ihn. Er war fasziniert von dem Gestein, das seine Tönung je nach Sonnenstand und Jahreszeit veränderte. Das  wollte das mit malerischen Mitteln festhalten und damit – das ist mein Eindruck – auch ein wenig der Fotografie trotzen, die damals ihren Siegeszug antrat.
 
Ich sehe da übrigens eine Parallele zu Udo Kaller; sein realer Berg steht in Südtirol und heißt Schlern. An ihm arbeitet er sich seit einer gefühlten Ewigkeit ab. Wobei mir auffällt, dass in den letzten Jahren Menschen in Form von einsamen Kletterern, mal abwägend, mal kühn ins Bild drängen. Aber zurück zu Cézannes Grau.
 
Wer Udo Kallers Werk kennt, weiß, dass ihn beides fasziniert: das Spiel mit den Farben, aber auch die unterschiedlichen Grautöne. Ich habe mir die Mühe gemacht, die zwischen schwarz und weiß changierenden Bilder in seinem bisher umfangreichsten Katalog "Die Malerin" zu zählen: es sind 116 von 562. Ähnliche Bilder finden sich auch in den japanische Zyklen. "Die Weiße Schale I" oder die "Große Welle von Kanagawa" sind solche Beispiele. Mir fallen nicht viele Maler der Moderne ein, die Abstufungen von Grau gezielt als Stilmittel einsetzen. Was – das ist meine zweite Frage – fasziniert Dich an Grautönen?

 

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"Woher nimmst Du die Geduld? Wie fängst Du an?"

Immer wieder wird Udos hintergründiger Humor sichtbar, der sich mal deutlich, mal verborgen auch auf seinen Bildern wiederfindet. Ich habe eins in Erinnerung, für das Picasso 1938 mit Maya au Bateau die Vorlage lieferte. Maya war die älteste Tochter des spanischen Künstlers. Udo malte sie ganz in dem von Picasso bei der Arbeit an Guernica entwickelten neuen Stil, einem Mix aus Kubismus und Surrealismus. Statt eines Spielzeugbootes drückte er dem Kind ein grünes Dreieck in die Hand und gab seinem Bild den Titel: "Lieber von Picasso gemalt, als vom Schicksal gezeichnet". Da treffen sich Wort- und Malwitz.
 
Zu Udos Markenzeichen gehören Bilder wie das hier ausgestellte, das den unverständlichen Titel "Das rote Herz" trägt. Das Gemälde besteht aus 66 mal 66 Quadraten. Mein Rechner kommt auf die erstaunliche Zahl von 4356 kleinen farbigen Rechtecken, von denen vermutlich keines dem andern gleicht. Lohnt es sich, das zu überprüfen? Entdecken wir auf diesem Bild Verborgenes, wenn wir es aus der Nähe betrachten?
 
Ja, das ist so. In der Mitte wird das ROTE HERZ sichtbar und in der unteren Bildzeile hat Udo seine Signatur versteckt: KALLER lässt sich da in Versalien entziffern.
 
Dazu habe ich zwei Fragen: Woher nimmst Du die Geduld, solche Puzzlebilder zu malen? Ich würde wahnsinnig, wenn man mir die Aufgabe stellte, nur 50 dieser Quadrate anzufertigen. Und verrate uns bitte auch das noch: Fängst Du mit dem roten Herzen an und arbeitest Dich dann Zeile für Zeile weiter? Oder entscheidest Du erst beim letzten Quadrat, was das titelgebende Objekt sein wird?
 

 

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3-4 Antworten von Udo Kaller

"Ich habe über 15.000 Bilder gemalt.
Das notiere ich mir genau."


"Grau gibt es in so unzähligen Varianten. Es ist dafür da, die Farbe noch mehr leuchten zu lassen.

Geduld mit ALLEM ist einfach wichtig.

Tatsächlich habe ich bei "Das rote Herz" von innen nach außen gemalt. Kästchen für Kästchen. Vielleicht kann ich ja irgendwann nicht mehr weitermalen. Ich möchte, dass das Bild zu jedem Zeitpunkt ordentlich aussieht."


Fotos Vernissage: Georg Dinkel 

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Herzlichen Dank für diese Hintergründe und Ausführungen zu Udo Kallers Werk, lieber Wolfgang Schmieg.
Vielen Dank allen kunstbegeisterten Gästen!