w-i / ROSAROH / 01.23
Thomas Willi, tomwi
Thomas Willi, tomwi
Student der ADBK Nürnberg
Klasse Lena Ziese
"From suffocating pufferfish to steamy dumpling“ 2020
LKW-Plane (PVC), Neonröhre, geschwärzter Stahl, 300 x 200cm
Die Assemblage "From suffocating pufferfish to steamy dumpling", bestehend aus einer bedruckten LKW-Plane und einem Neon-Schild aus der Gastronomie, elaboriert stilistisch über JPEG Kompressionsartefakte und nebligen Überlappungen, sowie dem farbenschluckenden Leuchten der Rosa Neonröhren, das Verschmelzen / Übernehmen von Charakterzügen während einer Liebesbeziehung, sowie griselnden Artefakten des Vergangenen Selbst. Der/die Liebende als Schiff des Theseus. Das Motiv ergänzende, allerdings auch dessen Farben verschluckende Neonlicht bringt die Speise "Dumpling" als Kosenamen ins Spiel. So wie der beleidigte Amor, nachdem er vom Licht bringenden Feuer seiner Geliebten Psyche angekokelt wurde und sich in das hell leuchtende und doch von Schatten überzogene Reich der Götter zurückgezogen hat, kommt das gedruckte Motiv zurück, wenn das Licht wieder ausgeht.
"Fountain of Youth“ 2019
zusammen mit Koje1 + Koje2 + Koje3,
Gartenbrunnen, ausgestopfter Nacktkehl-Lärmvogel, Urin, 88 x 58 x 102 cm
Direkt im Eingangsbereich der Galerie plätschert der "Fountain of Youth“, der ewige Kreislauf des sich Gegenseitig-Ans-Bein-Pissens. Auf dem Plastikbrunnen, den ich auf amazon gekauft habe, hockt ein Nacktkehl-Lärmvogel, auf Englisch auch „go away bird“ genannt. Wird er aus dem Brunnen trinken und ewige Jugend erlangen? Wahrscheinlich nicht, er ist bereits ausgestopft und ausgestellt. Auch ohne seine Beihilfewird der phallusförmige Brunnen ewig weiterplätschern.
"Laokozyt“ 2020
Replik in Originalgröße einzeln, als Tryptichon und Original zusammen mit Koje1, LKW-Plane (PVC), Spanngurt, Montagestütze 125 x 200cm, 435 x 200cm (Triptychon)
"Laokozyt", der erste Teil aus dem Triptychon
"Laokozyt_kapazitätsgrenze 23'58"20_asche zu asche - dirty drippin", handelt von der Vorstellung an das Ende unserer aktuellen kapitalistischen Gesellschaft mit Wink in Richtung bereits gefallener Zivilisationen. Unsicherheiten innerhalb der Gesellschaft, Unwohlsein, die in der Vorcoronazeit immer deutlicher wurden und sich seit dem nur verschlimmert haben, führen zunehmend zur Verrohung des zwischenmenschlichen Umgangs und zu zunehmend egozentrischerem Handeln von immer mehr Individuen. Darunter leiden Menschen, denen Menschlichkeit wichtig ist. Angst vor zusammenbrodelnder Gewaltbereitschaft gegenüber Mitmenschen, dem Zerbröckeln von Frieden wahrenden Werten und dem Zusammenbrechen unserer Zivilisation, breitet sich aus. Diese Veränderungen spiegeln sich in Experimenten und Theorien wie der vom Verhaltensforscher John B. Calhoun wieder (Versuchsdurchführung: Ratten-Utopie), aber finden sich tatsächlich schon in frühen Geschichten von untergegangen Städten und Zivilisationen wie z.B. Atlantis, der Turm zu Babel, aber auch das alte Rom. Diese Unsicherheiten bringen wiederum neue, teils positive Veränderungen mit sich. So werden zur Zeit umso mehr der Rassismus, aber auch andere Thematiken wie die ungerechte Aufteilungen von Geld und Macht von der breiten Gesellschaft beklagt und dagegen demonstriert. Nicht selten wird darauf aber mit Gewalt geantwortet, was neue Unsicherheiten zur Folge hat - ein unaufhaltsamer, in seinen eigenen Rattenschwanz beißender, roter Faden entsteht, der sich aggressiv durch die Menschheitsgeschichte zieht.